Lernen wie zu Leichhardts Zeiten

Im Museum: Die Jungen und Mädchen hatten die Gelegenheit, auf alten Schulbänken Platz zu nehmen. © MOZ/JÖRN TORNOW
Lupe Im Museum: Die Jungen und Mädchen hatten die Gelegenheit, auf alten Schulbänken Platz zu nehmen. © MOZ/JÖRN TORNOW

Märkische Oderzeitung

Von Jörg Kühl
 


Trebatsch (MOZ) Schüler der Ludwig-Leichhardt-Grundschule Tauche haben am Mittwoch Leichhardts Geburtsort Trebatsch besichtigt. Die Schüler wollen bis Sommer eine Kinder-Broschüre über den Ort und dessen berühmtesten Sohn erstellen.

Sichtlich beeindruckt lauschen 12 Schüler der Ludwig-Leichhardt-Grundschule Tauche den Ausführungen von Hans-Joachim Bochwitz. Der Trebatscher, Mitglied im Vorstand der Ludwig-Leichhardt-Gesellschaft, weiß viel zu erzählen über seinen Heimatort. Und er tut dies anschaulich und anekdotenreich. So erfuhren die Schüler "nebenbei", dass der Großvater von Bochwitz der letze Schmied in dem Ort war und nach der Schließung der Schmiede die örtliche Post betrieb. Bochwitzes Mutter Clara sei mit 56 Dienstjahren die älteste Postangestellte der DDR gewesen und habe für ihre treuen Dienste einen Schaukelstuhl und eine Urkunde erhalten. Bei dem Dorfrundgang wurden auch historische Begriffe, wie "Leibeigenschaft", "Kolonialwaren", oder "Ausspannstation" erläutert. Die Schüler hatten auf diese Weise nicht nur Unterricht in Heimat- und Sachkunde, sondern auch in Geschichte.

Die Schüler hatten auch die Gelegenheit, den Gutshof, der sich heute in Privathand befindet, zu besichtigen. Alle Schüler stellten sich auf die Fahrzeugwaage des Gutes. Leider wusste niemand, wie das Großgerät zu bedienen war.

Ziel des Besuches war, Informationen für eine Broschüre zu sammeln, die die Schüler der Klassen 5 und 6 bis Sommer aus Anlass des Leichhardtjahres erarbeiten wollen. Leichhardt wird sich zwar wie ein roter Faden durch das künftige Heft ziehen, es soll aber auch allgemeine Informationen und Geschichten aus dem Dorfleben enthalten. "Aufgeschrieben von Kindern für Kinder", erläutert Lehrerin Heike Thomas das Konzept. Das Heft werde künftig jungen Besuchern des Trebatscher Museums ausgehändigt. Die Pädagogin erklärte ihren Schülern, woran es liegt, dass Leichhardt in Deutschland lange totgeschwiegen wurde.

Für die Kinder war der Dorfrundgang ein Gewinn. Niklas Eric Bartsch staunte über die Größe und Form der gotischen Kirchenfenster. Er wäre gerne mal in das Gotteshaus hineingegangen. "Das werde ich bestimmt noch nachholen", kündigt der Fünftklässler an. Constantin von Lonski fand bemerkenswert, dass zu Leichhardts Lebzeiten von hundert Schulabgängern anschließend nur vier rechnen, 20 lesen und neun schreiben konnten. Thea Riebe, die im Ort wohnt, war stolz, dass Trebatsch Zielort des Projekttages war. Luise Schröter wunderte sich, dass Trebatsch einst über drei Dorfschmieden verfügte. Saskia Truppel fand interessant, dass die erste Telefonleitung des Dorfes nach Beeskow führte. Lena Grasse war neu, dass sich auf dem Kirchplatz bis 2010 die Ludwig-Schule stand. In genau diese Schule ging von 1974 bis 1984 ihre Lehrerin Martina Kasterke, die das Leichhardt-Broschüren-Projekt mitbetreut. "Hier in diesem Gutshof-Gebäude waren früher Schafe untergebracht", erzählte die Trebatscherin ihren Schülern. Im Leichhardt-Museum besichtigten die Schüler zunächst das Klassenzimmer, das wie vor 200 Jahren eingerichtet ist. Danach ging es ins Obergeschoss, wo an der Broschüre weitergefeilt wurde.