Leichhardt legte Kurs in Richtung „Norden“ fest

Wasserfall im Kakadu Nationalpark (Australien). Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Ludwig Leichhardt diese Wasserstelle während seiner Überlandreise im Jahre 1849 aufgesucht hatte. Foto: Bernd Marx
Lupe Wasserfall im Kakadu Nationalpark (Australien). Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Ludwig Leichhardt diese Wasserstelle während seiner Überlandreise im Jahre 1849 aufgesucht hatte. Foto: Bernd Marx

Blickpunkt

Von Bernd Marx
 

Die Simpson - Wüste verhinderte die kürzeste Kontinentaldurchquerung

Der Verbleib der 3. Ludwig-Leichhardt-Expedition aus dem Jahre 1848 bewegt noch immer viele Heimatforscher, Leichhardt-Freaks und Interessierte aus der Niederlausitz. Der im Jahre 1813 in Sabrodt am Schwielochsee geborene Naturwissenschaftler legte vor dem Start ins Ungewisse ein klares Konzept vor. Mit seiner siebenköpfigen Mannschaft wollte er in Richtung Norden starten.
Die spektakuläre Kontinentaldurchquerung in Australien, von der Ostküste bei Brisbane bis zum Swan River (Fremante / Perth) an der Westküste, scheint auf den ersten Blick kein unlösbares Problem zu sein. Wenn da nicht die riesige und wasserlose Simpson-Wüste wäre. Leichhardt wusste um diese prekäre Situation, als er sein Unternehmen etwas überstürzt im Dezember 1847 vorbereitete. 

Er musste die Simpson-Wüste in einem großen Bogen umgehen, um sein angestrebtes Ziel sicher zu  erreichen. Erkenntnisse aus seiner ersten Überlandexpedition von 1844/45 sollten beim Lösen des Problems helfen.
Leichhardt hatte bereits am 18. April 1846 seinem Schwager Friedrich August Schmalfuß (1791 bis 1876) nach Cottbus geschrieben: „…denn ich habe die Absicht, zu den Tropen hinaufzugehen und in einer Breite von 22° bis 23° zu der Nordwestküste von Australien hinüberzudringen und diese gegen Süden bis nach Swan River zu verfolgen. In einer Breite von 23°30‘ kreuzte und verließ ich einen Fluss, der, obwohl nicht fließend, doch mit Wasser reichlich versehen war. Ich wünsche nun, an diesem Flusse hinaufzugehen und von seinen Quellen entweder auf die Quellen der Nebenströme  des Burdekin oder auf die Quellen des Wassersystems des Golfs von Carpentaria zu kommen, welches ich in ungefähr 22°-23° Breite zu finden hoffe.Auf dem vorausgesetzten Plateau dieses Wassersystems wünsche ich nun gegen Westen zum Cambridge Golf zu gegen und dann mich gegen Süden zu wenden, um ungefähr 150 bis 200 englische Meilen von der Küste, dieser parallel nach Swan River zu wandern.“

Leichhardt hatte die Absicht, den Nagoa River in westlicher Richtung zu verfolgen. Er glaubte, dass dieser Fluss aus Richtung Norden kommt. Damit hoffte er, dem Burdekin River immer näher zu kommen. Doch Leichhardt erlag einem verhängnisvollen Irrtum.

Der Nagoa River kommt aus südlicher Richtung. Leichhardt konnte über diesen Wasserweg nicht den etwa 400 Kilometer (Luftlinie) entfernten Burdekin River oder einen seiner Zuflüsse erreichen. Leichhardt musste bereits beim Start zu seiner neuen Überlandexpedition im April 1848 ein neues Konzept für sein Vorhaben entwickeln. Der Startpunkt Mount Abundance war etwa 350 Kilometer (Luftlinie) südlich vom Nagoa River entfernt. Damit kam der Nagoa River in den ersten Wochen der Reise nicht als „Wasserspender“ in Frage. Später spielt dieser Fluss bei Leichhardt überhaupt keine Rolle mehr. Die Gruppe ist zu weit westlich im Outback.

Die Gruppe um Ludwig Leichhardt führte bei der Kontinentaldurchquerung neben den Reitpferden, Nahrungsmitteln (460 kg Mehl, 55 kg Tee, 27 kg Tabak), Ausrüstungsgegenständen (Großzelt, Decken,  Ponchos, Fußfesseln für die Tiere) und Waffen auch noch 50 Ochsen und 20 Maultiere mit.  
Am Tag wird die achtköpfige Gruppe eine Wegstrecke von etwa 10 Kilometern geschafft haben. 

Leichhardt verließ am 5. April 1848 die Farmstation von Allen MacPherson am Mount Abundance.

Er musste, wie schon bei den Expeditionen von 1844/45 und 1846/47, des notwendigen Trinkwassers für Mensch und Tier wegen, immer an den Creeks und Flüssen entlang wandern.

Dass er die nördliche Richtung einschlug, ist der Tatsache, dass er bei seinem Unterfangen auch die Simpson-Wüste unbedingt umgehen musste, geschuldet.
Die später aufgefundenen Spuren von Rindern am Maranoa River machen deutlich, dass Leichhardt die nördliche Richtung einschlug. Später wurden weiteren Spuren und Funde am Warrego River, Barcoo River, Maranoa River und Flinders River (Markierte Leichhardt-Bäume, Spuren von Pferden und Rindern sowie Lagerstellen) gefunden. Am Gregory River fand man Steinhügel zur Kennzeichnung von Wasserlöchern. Später folgten noch markierte Bäume, Lagerstellen sowie Teile von Ausrüstungs- und Gebrauchsgegenständen. Sogar lebende Pferde wurden mitten im Outback gesichtet. Diese Tiere konnten nur von einer Expedition stammen. Pferde und Rinder waren bei den australischen Ureinwohnern anfangs gänzlich unbekannt.

Die einstige Erkundungsreise der 3. Leichhardt-Expedition entspricht etwa der heutigen Wegstrecke von Roma über Miles, Augathella, Blackall, Longreach, Winton nach Julia Creek. Von dort am Golf von Carpentaria nach Port Essington entlang. Diese Wegstrecke war Ludwig Leichhardt bestens bekannt. Er hatte sie bereits 1845 erfolgreich bewältigt.

Leichhardt wird erkannt haben, dass er sehr weit nördlich die Simpson-Wüste umgehen muss.

Vielleicht wurde er während seiner Reise von den Ureinwohnern informiert, dass sich eine weitere Wüste, die Tanami-Wüste, weiter nördlich anschließt. Was lag da näher, zielgerichtet die Militärsiedlung Victoria an der Bucht von Port Essington aufzusuchen. Victoria war Zielpunkt seiner ersten Überlandreise von 1844/45 gewesen. Die Wegstrecke von der Höhe Julia Creek nach Victoria ist viel kürzer, etwa 1200 km Luftlinie), als bis zur Westküste Australiens. In diesem Breitengrad beträgt sie etwa 2000 km (Luftlinie). In Victoria bestand zudem die Möglichkeit, sich von den Strapazen der Reise zu erholen, Krankheiten und Verletzungen auszukurieren und frische Nahrungsmittel aufzunehmen. Vielleicht sollten oder mussten alte Wegbegleiter in der Zivilisation zurückgelassen und neue Mitstreiter  für das Unternehmen gewonnen werden.

Welche Enttäuschung muss es für die Mitglieder der Leichhardt-Expedition gewesen sein, als sie erkannten, dass die Siedlung bereits seit Wochen geschlossen war. Freude und Erfolg, Pech und Leid liegen bei der Arbeit von Forschern und Entdeckern oft dicht nebeneinander. Die Gruppe um Ludwig Leichhardt machte da keine Ausnahme.
 
 
 

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