Kaffenkahn in schwerer See

Endstation? Der Kaffenkahn hat in diesem Jahr mehr als 1000 Fahrgäste zwischen Goyatz und Beeskow transportiert. Foto: MOZ/Jörn Tornow
Lupe Endstation? Der Kaffenkahn hat in diesem Jahr mehr als 1000 Fahrgäste zwischen Goyatz und Beeskow transportiert. Foto: MOZ/Jörn Tornow
 

Kaffenkahn in schwerer See

Märkisch Oderzeitung
Von Jörg Kühl

Beeskow/Goyatz (MOZ) Die Ära des Kaffenkahns, der seit 2013 zwischen Beeskow und Goyatz Touristen befördert, könnte womöglich bald Geschichte sein. Während die Eiger das Schiff bis Jahresende verkaufen wollen, kämpft der Förderverein bisher vergeblich um eine Betriebsgenehmigung.

"Wir wollen den Kahn bis Jahresende veräußern. Das ist definitiv." Peter Alker und Olaf Hinz, Erbauer und Eigner der "Concordia", des originalgetreuen Nachbaus eines Kaffenkahns, der allein in diesem Jahr zwischen Goyatz, Zaue und Beeskow mehr als 1000 Touristen befördert hat, wirken entschlossen. Am liebsten sei ihnen, der Kahn bliebe am Schwielochsee, wo er bereits im Leichhardt-Jahr 2013 "phänomenal" aufgenommen worden sei. Die Eigner ließen allerdings keinen Zweifel daran, im Falle, dass sich zwischen Beeskow und Goyatz kein Käufer findet, das Wasserfahrzeug auch anderweitig zu veräußern. "Es gibt durchaus noch andere Interessenten", behauptet Olaf Hinz. Als Kaufpreis nannten die Eigner die Summe von 130 000 Euro.

Diese Festlegungen sorgten bei der zweiten Mitgliederversammlung des erst im Januar gegründeten Fördervereins Kaffenkahn Ludwig Leichhardt für Irritationen. Denn der Verein hat in den letzten Monaten viele Anstrengungen unternommen, den Kahn in der Region zu halten. In dem Förderverein sind neben der federführenden Tourismus-Entwicklungsgesellschaft Lieberose/Oberspreewald (TEG) die Anrainerkommunen Beeskow, Tauche, Friedland, und nach einer öffentlichen Interessenbekundung bald auch die Gemeinde Schwielochsee organisiert.

Von Anfang an war der Ankauf des Wasserfahrzeugs seitens der TEG und des Fördervereins an die Bedingung geknüpft, dass eine offizielle Zulassung für den Personentransport erteilt werden müsse. Während die Concordia über eine gültige Zulassung für Bundeswasserstraßen verfügt, darf sie auf Spree und Schwielochsee (beides Landeswasserstraßen) nicht im öffentlichen Personentransport eingesetzt werden. Um dennoch Fahrten zu ermöglichen, wurde zu Beginn der Saison 2014 als Übergangslösung eine "temporäre Vereinsmitgliedschaft" für Fahrgäste eingeführt, da die Zulassungsbehörde, das Landesamt für Bauen und Verkehr, Fahrten im Rahmen der Vereinstätigkeit nicht beanstandete. Eine offizielle Zulassung für den Personentransport als historisches Wasserfahrzeug hat die Behörde aber bisher verweigert. Es handele sich um einen Präzendenzfall, für den es noch keine Praxisübung gebe, so der Tenor der Behörde. Auch ein Gespräch mit Staatssekretärin Kathrin Schneider vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft im Mai brachte keinen Erfolg. Ein Schreiben der Brandenburgischen Schiffs-Untersuchungs-Kommission hat jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht. Darin stellt die Behörde in Frage, ob es sich bei dem originalgetreuen Nachbau überhaupt um ein historisches Wasserfahrzeug entsprechend der Landesschifffahrtsverordnung handelt. Als Untermauerung ihres Zweifels zitiert die Behörde eine Passage aus der Internet-Plattform Wikipedia zum Thema Kaffenkahn. In dem Schreiben wird die mit Motor und Bord-WC ausgestattete Concordia mit den Wasserfahrzeugen anno 1800 verglichen. Beeskows Bürgermeister kommentierte das Schreiben als einen "Offenbarungseid". "Hätte der zuständige Beamte als Beleg doch wenigstens ein wissenschaftliches Gutachten bemüht, und nicht nur einen Wikipedia-Eintrag!", so Frank Steffen. Die Vereinsmitglieder verständigten sich darauf, an dem Zulassungsantrag festzuhalten. Mit Hilfe technischer Dokumente und Gutachten solle der Status der Concordia als historisches Wasserfahrzeug untermauert werden.

Ohne eine Zulassung, so bekräftigte Heiko Jahn, Vorsitzender des Fördervereins und gleichzeitig Geschäftsführer der TEG, brauche man sich über einen Ankauf des Kaffenkahns keine Gedanken zu machen. Um Zeit für die ersehnte Zulassung zu erhalten, will der Förderverein die Eigner nun dazu bewegen, den für 2014 abgeschlossenen Überlassungsvertrag bis Ende der Saison 2015 zu verlängern.