Der mit den Kranichen reist

Morgennebel  (©Linde)
Lupe Morgennebel (©Linde)

Trebatsch. Laut ist ihr Schrei, sie legen Tausende Kilometer zurück – Kraniche gelten als „Vögel des Glücks“. Tausende ziehen nun in die Winterquartiere und werden dabei von Hobbyfotograf Carsten Linde beobachtet.

Am 3. November berichtet er in Trebatsch über diese Zeit. In einer Kiste, die meist nicht mehr Platz als für eine Person bietet, setzt sich Carsten Linde, wenn er nach Schweden, Mecklenburg-Vorpommern oder Spanien fährt, um Kraniche zu beobachten. „Das mache ich seit 2005 und bin seitdem quer durch Europa gereist“, berichtet der Hobbyfotograf. Es sei die Faszination an den Vögeln, die ihn antreibt und zugleich bestehende Rätsel, die sich um Kraniche ranken. „So weiß bislang keiner, woran sie erkennen, wenn die Wetterlage so günstig ist, dass sich ein Aufbruch lohnt“, sagt der 72-Jährige, der sich schon bis zu 16 Stunden in Verstecken aufgehalten hat, um Kraniche zu beobachten.

Viel Ausdauer sei jedes Mal gefragt, denn die Tiere gelten als sehr scheu. „Sie sind schließlich Wildtiere, die nicht zu jeder Zeit dort auftauchen, wo man sie womöglich gerne hätte“, gibt der Experte zu bedenken. Mit seiner Kamera ist er vor allem im Frühjahr und im Herbst unterwegs, um die Graukraniche an ihren Sammelplätzen zu beobachten. Am mecklenburgischen Günzer See ist er zusammen mit seiner Frau Rosi seit über zehn Jahren als ehrenamtlicher Ranger für „Kranichschutz Deutschland“ tätig. Fotos, die dabei und auf seinen Reisen entstanden sind, stellte er bereits in Kalendern zusammen.

Im vergangenen Jahr brachte er ein Buch heraus, das die Reise der Kraniche von ihren Brutgebieten bis zu ihren Winterplätzen dokumentiert. Dieses wird er ins Trebatscher Ludwig-Leichhardt-Museum mitbringen, wo er eine Multimedia-Bildershow unter dem Titel „Wenn die Kraniche ziehen“ präsentiert.

„Wenn ich Kraniche fotografiere und ihnen dabei ganz nahe komme, fühle ich mich frei und glücklich. Jede Situation, jeder Augenblick ist einmalig und etwas ganz Besonderes. Kraniche erscheinen in jedem Licht anders, denn ihr graues Gefieder spiegelt die Farben des Himmels und ihrer Umgebung wider“, schwärmt der Hobbyfotograf. Auch in Brandenburg sind die scheuen Großvögel derzeit an vielen Orten zumindest zu hö- ren. Auf den abgeernteten Feldern finden sie Nahrung, um sich für ihren Rückflug gen Sü- den zu stärken. Ihr Ziel ist die südspanische Extremadura-Region. „Bis zu 160000 Kraniche rasten gleichzeitig im Oktober in Brandenburg, MecklenburgVorpommern und Niedersachsen“, informiert Ralf Donat vom Kranichschutz Deutschland mit Sitz in Görlsdorf bei Luckau. Bis zu 65 Schlafplätze werden bei der Herbstrast von Kranichen genutzt. Der wichtigste befindet sich bei Linum im Rhin-Havelluch. „Weitere Schwerpunkte sind die Uckermark, das Odertal, die Elbniederungen bei Lenzen, die Havelniederung und das Luckauer Becken“, zählt Ralf Donat auf.

„Kraniche gelten als die beliebtesten Vögel in Deutschland, sie finden sich in vielen Geschichten, Märchen und Gedichten wieder“, berichtet Hobbyfotograf Carsten Linde. Diese seien in Ländern wie Japan, China, Nordamerika, Russland, Ägypten oder Griechenland aufgeschrieben worden. In seinem Buch hat er eine Auswahl zusammengetragen und sie um eigene Kompositionen ergänzt. Einige davon wird er auch in Trebatsch vortragen, am 3.November, um 19 Uhr im LudwigLeichhardt-Museum. Sein Buch ist online unter www.grauerkranich.de erhältlich. ms/abi