Der Kaffenkahn auf großer Fahrt


Hieronymus Leichhardt alias Winfried Rekitt (l.), Peter Alker (hinten) und Olaf Hinz (r.) grüßen Berlin.
Foto: Thomas Seifert
Lupe Hieronymus Leichhardt alias Winfried Rekitt (l.), Peter Alker (hinten) und Olaf Hinz (r.) grüßen Berlin. Foto: Thomas Seifert (Bild 1/2)


Winfried Rekitt als Hieronymus Leichhardt (v. l.), Museumsdirektor Dirk Böndel, Schiffseigner Olaf Hinz, der australische Botschafter Peter Tesch und Schiffseigner Peter Alker.
Foto: Thomas Seifert
Lupe Winfried Rekitt als Hieronymus Leichhardt (v. l.), Museumsdirektor Dirk Böndel, Schiffseigner Olaf Hinz, der australische Botschafter Peter Tesch und Schiffseigner Peter Alker. Foto: Thomas Seifert (Bild 2/2)

Lausitzer Rundschau

Von Thomas Seifert
 

Originalgetreu nachgebaute „Concordia“ macht auf Tour zum Schwielochsee in Berlin Station

Berlin Das Deutsche Technikmuseum in Berlin hat am gestrigen Donnerstag prominenten Besuch aus dem Spreewald bekommen: Der Vater von Ludwig Leichhardt legte auf seiner Fahrt mit einem Kaffenkahn zum Schwielochsee für ein paar Stunden direkt neben dem Museum am Tempelhofer Ufer an. Mit der Aktion will das Museum an den brandenburgischen Australienforscher Ludwig Leichhardt (1813 bis vermutlich 1848) erinnern.

Tapfer winkt Winfried Rekitt beim Anlegen des Kaffenkahns den Schaulustigen, darunter der australische Botschafter Peter Tesch und Amtsdirektor Bernd Boschan (Lieberose/Oberspreewald), auf der Möckernbrücke zu. Er trägt ein historisches Kostüm. Bei dieser Hitze muss er darin ziemlich schwitzen. Rekitt, Bürgermeister von Straupitz, ist an diesem Tag Ludwig Leichhardts Vater Hieronymus Leichhardt (1778 bis 1840). Dieser besaß, als sein Sohn Ludwig jung war, eine Flotte von neun Kähnen am Schwielochsee. Mit diesen Lastenseglern, den sogenannten Kaffenkähnen, wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Waren und Baustoffe aus dem Umland nach Berlin transportiert.

Leichhardts Vater beispielsweise transportierte Torf vom Schwielochsee nach Berlin. Mit dem Einkommen sicherte er den Lebensunterhalt der Familie, was seinem begabten Sohn ermöglichte, in Berlin ein Studium der Naturwissenschaften zu beginnen und das damals weitgehend unbekannte Australien zu bereisen. Ludwig Leichhardt brach im Jahr 1944 zu einer ersten Forschungsexpedition durch den Nordteil Australiens auf. Ein Jahr später wurden seine Reisetagebücher veröffentlicht. 1848 verschwand er spurlos auf seiner letzten Australien-Expedition.

Gemeinsam mit Winfried Rekitt geht Schiffseigner Peter Alker mit an Land. Alker hatte den Kahn nach einem Original, das im Technikmuseum steht, vor mehr als zehn Jahren nachgebaut. Das im Museum ausgestellte Schiffswrack stammt aus der Zeit um 1840 und ging vermutlich bei einem Unwetter unter. 1987 wurde der Kahn aus der Havel bei Spandau geborgen und im Technikmuseum konserviert. Seit 2003 ist er in der dortigen Schifffahrtsabteilung zu sehen. Mit 32 Meter Länge, 4,5 Meter Breite und einem 20 Meter hohen Mast, der durch drei Stockwerke des Museumsneubaus ragt, ist das Wrack des Kaffenkahns das größte Objekt des Museums. Alkers Nachbau ist etwas kleiner: 20 Meter lang, fast vier Meter breit und der Mast misst eine Länge von 14 Metern.

Bei dem Schiffsentwurf wurde das Bauteam von Mitarbeitern des Technikmuseums in Berlin fachkundig betreut. Liegeplatz von Alkers „Concordia“ ist das „Haus an der Havel“ in Fürstenberg. Nun will der Schiffseigner im Leichhardt-Jahr – am 23. Oktober dieses Jahres feiern Deutschland und Australien den 200. Geburtstag von Ludwig Leichhardt – Segelfahrten mit dem weltweit einzigen betriebsfähigen Kaffenkahn auf dem Schwielochsee anbieten.

Deshalb schippert er seinen Kahn zurzeit über Brandenburgs Flüsse Richtung Schwielochsee. Bis zum heutigen Freitag will er sein Ziel erreicht haben. Die „Concordia“ wird um 16 Uhr am Gasthaus „Hafenterrassen“ in Goyatz erwartet. Das hängt auch davon ab, wie der Lastenkahn die Schleusen passieren kann. „Berlin hat der Kaffenkahn ohne Probleme verlassen“, so Heiko Jahn von der Tourismus-Entwicklungsgesellschaft (TEG) Lieberose/Oberspreewald. Doch er ist besorgt wegen des Streiks der Schleusenwärter. Der könnte den Zeitplan durcheinanderbringen, wenn die Schleusen in Wernsdorf und Fürstenwalde nicht passierbar sind.

Beim Zwischenstopp in Berlin erhielt Peter Alker von Museumsdirektor Dirk Böndel einen historischen Ziegel aus dem Kaffenkahn des Museums als Leihgabe an die Leichhardt-Ausstellung im Schloss Branitz in Cottbus.

Bis Sonntag, 4. August, soll der Kahn über den Schwielochsee kreuzen – wie zu Zeiten von Hieronymus Leichhardt. Bis zu 40 Personen können bei einer Tour mitfahren.

Zum Thema:
Ob die ersten geplanten Fahrten mit der „Concordia“ auf dem Schwielochsee am Samstag und Sonntag starten können, ist wegen des Streiks der Schleusenwärter ungewiss, so Heiko Jahn. Gesichert ist die erste Fahrt am Montag, 29. Juli, um 10 Uhr. Weitere Infos gibt es unter www.leichhardtland.de und bei der TEG, Tel. 035478 179090.